Laufen mit und ohne Arro-Gans!

Perpeto Mobil! 17.04.2020 

… Mittlerweile war ich zu der Zeit schon über eine Stunde unterwegs, die 13km hatte ich schon längst geschafft, nur das Ziel war eben irgendwie verlegt worden.

Was tun? Anrufen ging nicht, womit? Rufen? auch nicht, für wen?

– Hirsche und Wildschweine wollte ich auf mein Dilemma nicht aufmerksam machen!

Aufgeben? zählt schon lange nicht.

Ok dann also Plan B! Nur noch in eine Richtung laufen, dorthin. Wo etwas Helles durch die Bäume und am Himmel zu erkennen war. So hätte ich vielleicht eine Chance, aus dem Wald herauszukommen? Ein Wald muss ja auch irgendwo ein Ende haben? Meine stille Hoffnung war, ich würde dieses erreichen können, bevor mein eigenes nahte.

 

Blick also frei gerade aus, nicht links, nicht rechts, gerade und hell, zumindest noch bisschen hell. Und laufen, stumpf laufen!

So ganz stumpf dann doch nicht: ein kleiner motivierender Satz zischte mir durchs Hirn:

…Arro, arro ganz, ganz schnell! Arro, arro ganz, ganz schnell!

Es half. Die Mutanzeige fiel nicht ins bodenlose, die Beine nahmen den Rhythmus auf und stapften zielstrebig!

Seltsam, weshalb kam mir gerade in der Situation aus dem Musikunterricht das Rondo in den Sinn? Wiederkehrender Schlusssatz…

Bei zunehmender Dunkelheit könnte ich einen solchen natürlich irgendwann machen und dann wäre Schluss…

Bis es soweit war besser weiter laufen.

Irgendwann ging es leicht abschüssig. Das war ein gutes Zeichen! Da war ich aber schon gut 90 Minuten gelaufen. Ok Verlängerung also. Hoffentlich kein sudden death…

 

Und dann blinzelte etwas Kunstlicht mir entgegen. Immerhin, die Zivilisation hatte mich nicht vergessen! Hoffentlich war es die auf der richtigen Seite. Die Lichter wurden größer und sie waren starr! - auch ein gutes Zeichen. Und dann war der Wald endlich zu Ende!

Vor mir ein Feld und in vielleicht einem Kilometer Entfernung ein paar feste, beleuchtete Gebäude. Sicherlich würde es eines darunter geben, in welchem ein Stück Teppich vorhanden war, in das ich mich notfalls über Nacht einrollen könnte. Also steuerte ich zielsicher auf die Gebäude zu. Je näher ich kam, um so mehr Gebäude wurden es. Es verfestigte sich in mir der Eindruck, es könnte sich um ein Dorf handeln.

Und dann konnte ich noch etwas anderes erkennen. Ein menschlich anmutendes Wesen mit Besen! War ich bis auf den Brocken gelaufen? Nein, auf dem Brocken gibt`s kein Dorf, außerdem liegt er oben und vor allem auf der anderen Seite des Zaunes.

 

Kurze Zeit später erreichte ich das Wesen, es war eher männlicher Prägung. Zum Glück mochte er den Besen nicht gleich als Waffe gegen mich richten. Besonders erfreut schien er von unserem unverhofften Aufeinandertreffen nicht zu sein. Aber um feinfühlige Sentimentalitäten ging es in diesem Moment auch nicht.

Ich grüßte ihn freundlich, er schaute etwas irritiert, aber nicht abweisend auf. So konnte ich meine zwei mich in diesem Moment so sehr bewegenden Fragen formulieren:

Ich sagte guter Mann, ich habe zwei Fragen:

  1. Wo bin ich hier?

  2. Wie weit ist es von hier zurück nach Wolfenbüttel?

 

Er nannte mir eine Ortschaft/ Dorf, von dem ich noch nie etwas gehört hatte. Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich auch in all den Jahren danach nie wieder etwas davon gehört habe. Wenn ich mir den Namen je gemerkt hatte, ich habe ihn inzwischen nachhaltig vergessen.

 

Die Antwort auf die zweite Frage ließ mich doch etwas schlucken.

Der Mensch sagte,“… Oh Wolfenbüttel“, Pause – kein gutes Zeichen auch nicht ein Zeichen unmittelbarer räumlicher Nähe. Ich bestätigte noch einmal im leisen, vorsichtigen Tom: „ja Wolfenbüttel“. Er: „…ja, da musst Du hier die Straße hoch, dann kommt eine große Straße, und von da an sind es noch 9 Km. Ich bedankte mich freundlich und wünschte noch einen schönen Abend und trottete nach außen unbeeindruckt Richtung großer Straße.

 

Zu der Zeit war ich überwiegend als Mittelstreckler aktiv. Das bedeutete Wettkampfdistanzen von 800 m, 1000m, maximal 5000m. Selbst wenn ich alle Distanzen zahlenmäßig addierte war es dennoch nur ein Bruchteil der heute bereits gelaufenen Distanz.

Ok, es war kein Wettkampf, zumindest nicht im gewöhnlichen Sinne, aber es war schon sehr weit. Und auf das sehr weite jetzt nochmal 9 Kilometer dazu. Das war soviel, dass ich es in Zahlen nicht ausdrücken konnte.

 

Und so fasste ich erstmalig in meinem Leben den Entschluss, den Heimweg per Anhalter fortzusetzen. Meinen Daumen hatte ich bis dahin ja nicht intensiv genutzt. Wohl war mir bei dem Gedanken nicht, zumal ich auch nur mit einer kurzen Hose und kurzem bekleidet war. Glücklicherweise war ich zu derzeit einigermaßen trainiert und daher nicht allzu nassgeschwitzt. Das mochte meine Chancen wohl steigern.

Also stellte ich mich an die große Straße, wartete auf vorbeifahrende Autos. Nee, der erste sah unsympathisch aus, besser passieren lassen.

Da war wieder der kleine Satz im Kopf:

…Arro, arro Gans, Gans, Gans

Das schien zu wirken, denn als nächstes näherte sich keine Gans, aber eine Ente. So eine auf vier Rädern. Ich fasste Mut, Arm und Daumen angehoben. Und siehe da er hielt. Junger Mensch saß darin und fragte. Wohin? Ich sagte Wolfenbüttel und hörte daraufhin, gut dann steig ein. Und so flatterten wir die restliche Strecke Richtung Heimat. Die Konversation im Fahrzeug entsprach der schwere meiner Beine.

 

Gänse und Enten sind doch sehr hilfreiche Geschöpfe dieser Erde.

 

Ob es in meinem weiteren Läuferleben noch andere tierische Ereignisse gab, das schreibe ich Euch im Folgenden

Euer Perpeto.Mobi!

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